Die Entstehung und die Geschichte des Aikikai Dornbirns

Jahrbucheintrag 2002 - 2003

Tony Cassells, 6. Dan, langjähriger Schüler des legendären Chiba Sensei, kam im Juni 2002 als Freund, Besucher und Gast nach Vorarlberg. Wir hatten aus Erzählungen von ihm gehört. Wolfgang Petter, der ein halbes Jahr zuvor bei Tony in Birmingham trainiert hatte, und dessen Gast Tony nun war, brachte ihn zusammen mit Jürgen Schwendinger in unser ehemaliges Dojo in die Landessportschule, sowie nach Meiningen, wo wir an vier Abenden Einblick in sein Aikido gewinnen konnten.

Wir sahen: Tonys Aikido war anders, als das, welches wir bis dahin trainiert hatten. Jürgen, der auf der Matte Tonys standhafter Uke war, und dabei zunehmend eine persönliche Affinität zu Tonys Auffassungen verspürte, sowie Neugier, diese näher kennen zu lernen, verbrachte alle Abende mit Tony. Daraus ergaben sich bei einem Gläschen Rotwein intensive und herausfordernde Gespräche. Die beeindruckende Erfahrung dieser Woche führte dazu, dass Jürgen und Wolfgang im November 2002 nach Birmingham flogen, um Tony wieder zu treffen.

Jürgen saß dort frierend in der ungeheizten Halle des Ei O Kan Dojos, so sein Bericht über das Erlebnis der entscheidenden Stunde, und sah zu, wie Tony die 12 Jo-Kesa unterrichtete. In diesem Moment wusste er, dass in seiner Biografie etwas Neues anstand. Was er hier sah, so die illuminierende Einsicht, war das, was er hinkünftig lernen und andere lehren wollte.

Jürgen, der seit langem auf der Suche nach seinem Aikido war, hatte in diesen beeindruckenden Tagen auf der Matte und in den vertiefenden nächtlichen Auseinandersetzungen seinen persönlichen Lehrer auf Lebenszeit gefunden. Jürgen und Wolfgang gingen, nun in gemeinsamer Zukunftsvision innig verbunden, ein Teacher-Student-Relationship ein und konfrontierten uns nach ihrer Rückkehr damit, ein eigenes Dojo zu gründen.

Jürgen und Wolfi waren kurz darauf und hoch inspiriert am Karren unterwegs, als sie dort Evi Mathis und Gudrun Wolf beim sonntäglichen Ausflug antrafen. Sie sahen in dieser Begegnung höhere Fügung und schlossen sich der Wanderung von Evi und Gudrun umgehend an, nicht ohne den Hintergedanken, an Ort und Stelle einen Vorstand zu bilden.

Der Verein wurde tatsächlich innerhalb von zwei Stunden am Kühberg gegründet und einen Tag später offiziell eingereicht. Eine kleine Truppe bunter Vögel hatte sich ebenfalls entschlossen, der eigenen Intuition, dem Bedürfnis nach intensivem Training oder dem Wunsch, Martial Artist zu werden, zu folgen, beziehungsweise sich einfach dem Enthusiasmus von Jürgen und Wolfgang anzuschließen. Wir wurden staunend Gründungsmitglieder eines neuen Dojo, in welchem das Waffentraining als zentrale Aufgabe gesehen wird und das, zunächst einmal, dem British Aikikai zugeordnet wurde.

Die erste Garnitur Matten hatte Jürgen dem Judo Club Dornbirn abgekauft. Im Wallenmahd stand eine wunderschöne, kleine gläserne Halle im Grünen bereit und das Training begann drei Mal die Woche auf Basis des 5. Kyus mit den für uns vollkommen neuen Eintritts-Formen bei Tai Jitsu, die Kunst des waffenlosen Kampfes, und dem Waffentraining von zunächst den 8 Bokken-Suburis in Tachiwaza und Suwariwaza, sowie den 12 Jo-Kesa von Chiba Sensei.

Schnell stand dann unser erstes Summer Camp 2003 vor der Tür und die Fragen von Etikette und Commitment für das eigene Dojo. Begeisterung und Engagement, die Jürgen auf uns übertragen konnte, führten zu Riesensprüngen über den eigenen Schatten und zu unglaublichen Leistungen. Als Tony und seine britischen Aikido-Freunde und unsere ersten Gäste eintrafen, hatten wir 4 Monate trainiert, die Etikette akzeptiert und verinnerlicht, individuell Aufgaben übernommen, Verantwortliche bestellt, Kalligrafien in Auftrag gegeben, eine große Kamiza gebaut, eine Halle gemietet, Erfrischungen und Putzgeräte bereitgestellt, alle Matten des Landes organisiert, herangekarrt, aufgelegt, den Weg für die Gäste ausgeschildert, sowie die Kalligrafien gerahmt, aufgehängt und die Kamiza schließlich mit den entsprechenden Dingen und Pflanzen versehen, damit unser erstes Summercamp würdig ablaufen konnte.

Bei der Suche nach einem eigenen Dojo, in welchem wir an jedem Tag der Woche trainieren konnten, waren wir Ende August 2003 überraschend erfolgreich. Auf phantastischen Umwegen landeten wir relativ plötzlich in der schönen alten Turnhalle des Dornbirner Turnvereins im Hatlerdorf. Wir improvisierten eine elegante kleine trag- und zusammenlegbare Kamiza für jeden Tag, inklusive aller notwendigen Teile und passenden Kalligrafien, und zogen Mitte September in unser neues Dojo ein.

Anfang Oktober 2003 boten wir unseren ersten Einführungskurs an und veranstalteten kurz darauf den ersten Autumn Course mit Tony Cassells Sensei und Mark Pickering Sensei.

Im Herbst 2003 hat Jürgen, in enger Anlehnung an Chiba Senseis Testingguidelines, unser vereinsinternes Prüfungsprogramm erstellt. Wir besitzen damit ein systematisch aufgebautes, didaktisch perfektes Prüfungsprogramm für Tai Jitsu vom 6. bis zum 1. Kyu sowie für sämtliche Waffentechniken.

Über Silvester schenkte uns Tony, in Dankbarkeit für die lustvollen Schneeerfahrungen und erfolgreichen Schi- und Snowboard-Kurse, den New Years Course 2004.

Im Frühjahr 2004 sprangen wir erneut über unsere Schatten, scheuten uns nicht (gegen Bezahlung und mit zahlreicher Unterstützung unserer Freunde) eine lähmende Verkaufsverstaltung für Wellnessprodukte über uns ergehen zu lassen und kauften in der Folge vom Erlös nicht nur 30 alte Matten des Aikido Vereins Feldkirch, sondern hatten bereits im April 2004 unsere ersten 40 eigenen, neuen Matten, so dass wir heute eine große Halle auslegen können. Wir sind, jede(r) einzelne, auf ganz verschiedene Weise und in ganz unterschiedlicher Hinsicht ein ganzes Jahr lang über uns selbst hinausgewachsen. Offene Aussprache, Socializing, Solidarität und das Reden über Aikido sind das Fundament unseres freundschaftlichen Zusammenhaltes und unseres Trainings.

Jahrbucheintrag 2004

Im Sommer 2004 wurden wir offizielles Mitglied des Birankai Continental Europe. New Years Course, Spring Course, Summer Camp und Autumn Course, zu welchen Tony und unsere britischen Aikido-Freunde vier Mal im Jahr anreisen und uns unterrichten, und zu denen auch verschiedene Gäste aus aller Welt kommen, sind zu Fixpunkten geworden. Seit Beginn des Jahres 2004 wird im Dojo des AIKIKAI Dornbirn, Waffenarbeit, von Chiba Sensei und Saito Sensei (beide waren enge Schüler von Morihei Ueshiba), unterrichtet und auf unterschiedlichen Stufen beherrscht. Ebenso wurden seit Jänner 2004, Schritt für Schritt, Prüfungen vom 6. Kyu aufwärts abgelegt. Von Anbeginn besteht zwei Mal die Woche die Möglichkeit, IAIDO - die Kunst des Schwertziehens - zu lernen und zu üben. Während des Sommers 2004 boten wir einen Kinder-Kurs an, der stark frequentiert wurde. Seit Herbst 2004 sind zwei sehr gut besuchte Kindertrainings pro Woche fix eingerichtet, die von drei Mitgliedern des Aikikai Dornbirn wechselweise abgehalten werden.

Jahrbucheintrag 2005 - 2006

Seit der Gründung unseres Dojos im Frühjahr 2003 haben wir regelmässig Besuch unserer englischen Freunde, die Shihan Tony Cassells nach Vorarlberg begleiten. Zum Autumn Course und zum Spring Course sowie zum Summercamp kommen ausserdem regelmässig Freunde aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland und den USA. In den letzten beiden Jahren haben sich intensive freundschaftliche Beziehungen entwickelt, Begegnungen ereignet und wir haben mit Tony Cassells Sensei zu später Stunde viele unglaublich interessante Gespräche erlebt und geführt. Bei diesen von allen gern wahrgenommenen Gelegenheiten des Socializing mit den Aikidokas aus Birmingham geht es immer lang, laut und lustig zu, da unsere Gäste mit ihrem britischen Humor sich selbst und uns bestens zu unterhalten wissen.

Es finden darüber hinaus auch private Besuche statt. Tony kommt als Gast von Jürgen Sensei mit Familie jedes Jahr über Neujahr zum Skifahren nach Dornbirn. Wir hatten Besuche verschiedener hervorragender internationaler Lehrer. Shihan Gabriel Valibouze (6. Dan) aus Strassburg zum Beispiel besuchte unseren Autumn Course 2005.

Jürgen Schwendingen Sensei besuchte zusammen mit Sophie Paratte im Oktober 2005 CHIBA SENSEI in San Diego, Kalifornien (Sensei Tony Cassells war auch mit dabei). Jürgen und Sophie hatten dort, so der Bericht der beiden, ein einmaliges geniales Erlebnis der Persönlichkeit dieses bereits legendären Lehrers.

Anlässlich des 3. Summercamps 2005 unterrichteten uns neben Shihan Tony Cassells, wie immer Mark Pickering (5. Dan) und auch Paul Robinson (4. Dan).

Anlässlich des 4. Summercamps 2006 unterrichteten neben Shihan Tony Cassells (6. Dan), Shidoin Mark Pickering (5. Dan) sowie Shidoin Davinder Bath (5. Dan) aus London.

Tony Cassells Sensei wurde 2005 in Bangor zum Shihan ernannt. Wir sind natürlich stolz darauf, den regelmässigen und freundschaftlichen Besuch von einem so exzellenten Lehrer zu haben. Wir sind stolz, dass der Sensei unseres Dojo einen derartigen aussergewöhnlichen Lehrer gefunden hat, dessen Anforderungen gewachsen sind und wir sind stolz darauf, dass unsere Lehrer offiziell von ihm ausgebildet werden.

Jürgen Schwendinger Sensei macht am 1. August 2006 in Bangor in Anwesenheit von T.K. CHIBA SENSEI (8. Dan) die Fukushidoin Prüfung, das heisst Certified Aikido Instructor. Darüber freuen wir uns, sind unglaublich stolz auf ihn und gratulieren ihm herzlich! Jürgen Sensei ist damit ermächtigt Prüfungen im Dojo abzunehmen.

Seit 2003 fahren unsere Trainer für eine Woche, zu hoch qualifizierten Trainings nach Bangor in Wales. Die sie begleitende Gruppe wird jedes Jahr grösser. Im Jahr 2006 sind 8 Leute mit Jürgen Sensei nach Wales gefahren.

Im Oktober 2006 geht eine Delegation unseres Dojos zu einem Lehrgang mit T.K. CHIBA SENSEI nach LONDON.

Seit der Gründung unseres Dojos betreiben wir den skuzessiven Kauf von neuen Matten. Wir haben nun mehr als 100 Matten für Lehrgänge und das tägliche Training zur Verfügung. Wir erleben ein qualitativ exzellentes Training im Dojo - jeder arbeitet hart an sich und seinem Aikido - alle machen sehr gute Fortschritte. Es ist ein befriedigendes Gefühl und ein schönes Erlebniss ein Teil dieses Dojos zu sein. Im Dojo wird mittlerweile ein riesiges Programm an Waffenarbeit angeboten! Saito Senseis Waffenarbeit, Chiba Senseis Waffenarbeit und seit neuestem Tony Cassells Waffenarbeit TC1, TC2. Das Waffentraining hat unser Aikido entschieden weiterentwickelt.

Natürlich haben wir auch Iaido im Programm. Aikido leitet sich ja aus dem Schwertkampf ab und jeder Aikidoka sollte wissen, dass Morihei Ueshiba ein Meister des Iai (Schwertes) war. Jürgen Schwendinger Sensei unterrichtet hier sämtliche Einheiten. Die Konzentration liegt auf den 12 Shoden Bewegungen und den 12 Shindo Munen Ryo Bewegungen, welche auch als Kumitachi geübt werden.

Seit 2004 geben Jürgen Schwendinger, Wolfgang Petter und Michael Schwendinger Kindertrainings.

Seit 2004 gibt Jürgen Schwendinger mehrmals im Jahr Aikido-Seminare mit verschiedenen Schwerpunkten. Seit dem Herbst 2005 gibt neben Wolfgang Petter auch Jürgen Senseis Bruder Michael Schwendinger drei mal die Woche eine Trainingseinheit für Erwachsene. Unsere drei Trainer stehen jeden Tag der Woche um 18h Uhr auf der Matte und besuchen mehrmals im Jahr internationale Lehrgänge in England, Schweiz, Frankreich und den USA. Entsprechend fließend entwickeln sie sich persönlich und entwickelt sich ihr Aikido weiter. Sie geben ihr Aikido mit Engagement, Verbindlichkeit, Hingabe, Freude und Achtsamkeit an uns weiter. Wir wissen dieses außergewöhnliche commitment zu schätzen, es wirkt sich in überaus positiver Weise auf die Gruppe, ihren Zusammenhalt und auf das Training aus.

Jahrbucheintrag 2007

5th Summer Camp und Autumn Course mit Sensei Tony Cassells 6th Dan, und Mark Pickering 5th Dan. Jürgen Schwendinger macht seine 3. Dan-Prüfung Wolfgang Petter macht seine 2. Dan-Prüfung Michael Schwendinger macht seine 1. Dan-Prüfung Dan. Pauline Wilson 5th Dan, war Gastlehrerin des Spring Course.

Jahrbucheintrag 2008

T.K. Chiba 8th Dan hat unser 6th Summer Camp mit seiner Anwesenheit beehrt – er war eine Woche lang unser Gast und gab Trainingseinheiten für Jo, Bokken, Iaido und Body Art. Es war für uns eine besondere und schöne Erfahrung, diesen hervorragenden, außerordentlichen, Lehrer des Aikido und Schüler von Morihei Ueshiba persönlich kennen zu lernen und Ausdruck und Ausstrahlung seines martial spirit auf der Matte zu erleben. Während dieser Woche verlieh T.K. Chiba Sensei unserem Dojo einen eigenen Namen: O Sen Kan (The elite house of Austria).

Jahrbucheintrag 2009

Chris Mooney 6th Dan, war Gastlehrer des Spring Course. Jürgen Schwendinger Sensei ist Gastlehrer in Marks Dojo beim 1st Joint Course with Cock Moore Woods Central Aikikai in Birmingham mit Mark Pickering 5th Dan. 7th Summer Camp mit Sensei Tony Cassells 6th Dan und Mark Pickering 5th Dan. Michael Schwendinger macht den Nidan (2. Dan). Sylvia Taraba macht den Shodan (1.Dan). 3rd Autumn Course – Gastlehrer war Paul Robinson 5th Dan. Anfängerkurse im Herbst und Frühjahr werden angeboten. Gründung von Birankai Austria.

Jahrbucheintrag 2010

Jürgen Schwendinger Sensei unser Dojo-Leiter und Chef-Trainer nimmt ab April eine Auszeit um seinem Familienprojekt Hausbau die notwendige Aufmerksamkeit schenken zu können. Wolfgang und Michael leiteten das Dojo während dieser Zeit. 8th Summer Camp und Spring Course mit Sensei Tony Cassells 6th Dan und Mark Pickering 5th Dan. Anfängerkurse finden im Herbst und Frühjahr statt. ZAZEN als 5. Säule des Aikido-Trainings findet nun 1x die Woche im Dojo statt. Unser Dojo O Sen Kan bietet als einziges in der näheren und weiteren Umgebung Jo, Bokken, Body Art, Iaido, und Zazen an. Anschaffungen: Riesenposter am Dojo; Info-Ständer; 2 SchauTafeln für Suburis und Katas Birankai Austria wird von Hombu Dojo offiziell anerkannt.

Sylvia Taraba